Eine schwere oder mäßig ausgebildete Fibrose wurde häufiger bei
Nicht-Hunner-Patienten beobachtet als bei Patienten mit der Hunner-Variante der IC oder Nicht-IC-Fällen.
Allerdings wurde bei der Hunnerschen Variante häufiger eine schwere und mäßige Entzündung
beobachtet als bei IC-Fällen vom Nicht-Hunner-Typ.
Nicht-Hunner-IC-Fälle dagegen zeigten eine größere Anzahl von Mastzellen als Patienten mit der
Hunnerschen IC oder den Nicht-IC-Fällen.
Zusammenfassend
wurde festgestellt:
Der Nicht-Hunner-Typ der IC ist durch eine starke Fibrose und erhöhte Mastzellinfiltration gekennzeichnet, während der Hunner-Typ der IC eher durch
eine schwere Entzündung und starke Denudation des Urothels in der ganzen Blase gekennzeichnet ist. Die Fibrose in der Blase der IC / BPS-Patienten
korrelierte mit einer erhöhten Harnfrequenz und einer verminderten Blasenkapazität.
Abstrakt nachzulesen bei ncbi:
Histopathological characteristics of interstitial cystitis/bladder pain syndrome without Hunner
lesion.
Klinische Studien für die Zulassung von ausgewählten monoklonalen Antikörpern
Monoklonale Antikörper unabhängig davon, ob sie tierischen oder menschlichen Ursprungs sind - werden in der Medizin hauptsächlich zur gezielten
Inaktivierung bestimmter Moleküle eingesetzt. Zielobjekte sind vor allem Zytokine wie TNF oder IL samt der entsprechenden Rezeptoren.
Der Tumornekrosefaktor ist ein Signalstoff des Immunsystems (Zytokin), welcher bei Entzündungsprozessen beteiligt ist. Interleukin 4 (IL-4)
zum Beispiel bewirkt die Degranulation von Mastzellen. Das bedeutet, dass Entzündungsstoffe vermehrt freigesetzt werden können. Gelingt es mit Medikamenten TNF und IL-4 zu
hemmen, können entzündliche Prozesse unterdrückt werden.
UCB Pharma sponsert eine Studie zur Bewertung des Arzneimittels Certolizumab Pegol
(Cimzia) für die Verbesserung der Symptome von Patienten mit IC. Certolizumab
Pegol ist ein injizierbares entzündungshemmendes Medikament. Es wurde durch
die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) bisher für den Einsatz in
den Vereinigten Staaten zur Behandlung des Morbus Crohn, der
rheumatoiden Arthritis, von Psoriasis und Morbus Bechterew zugelassen.
Als
menschlicher monoklonaler Antikörper bildet Certolizumab mit beiden Formen von
humanem TNF-alpha – sowohl löslichem als auch zellwandständigen – stabile
Komplexe. Dadurch wird TNF-alpha neutralisiert und die Freisetzung von entzündungsfördernden
Substanzen wie zum Beispiel Interleukinen (IL) verhindert.
In
Deutschland ist Certolizumab Pegol (Cimzia® 200 mg Injektionslösung, UCB)
bisher in Kombination mit Methotrexat (MTX) zur Behandlung von mittelschwerer
bis schwerer aktiver Rheumatoider Arthritis (RA) von Erwachsenen zugelassen, die
auf lang wirksame Antirheumatika einschließlich MTX nicht angesprochen haben.
Es gibt das Medikament also schon. Für den Einsatz bei Morbus Crohn
lehnte die europäische Zulassungsbehörde EMA jedoch bislang einen
entsprechenden Antrag mit der Begründung unzureichender Wirksamkeit und
Sicherheitsbedenken ab.
Sollte
die Studie in den USA für den Einsatz bei IC positiv verlaufen, könnte bei
Genehmigung durch die europäische Arzneimittelagentur EMA ein neues Medikament
zur Behandlung der IC zur Verfügung stehen.
Quelle : clinicaltrials.gov
Eine
randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie mit Adalimumab** zur
Behandlung der / dem interstitiellen Zystitis / Blasenschmerzsyndrom
Bosch
PC.
**
Adalimumab
ist ein rein humaner monoklonaler IgG-Antikörper gegen das Zytokin TNF-alpha
und gehört somit zur Gruppe der TNF-Hemmer. Im Vergleich zu anderen Mitgliedern
dieser Gruppe ist Adalimumab besser verträglich.
Eine
Studie zu diesem Medikament wurde in Kalifornien durchgeführt:
Von
insgesamt 43 Patienten erhielten für 12 Wochen 21 Adalimumab und 22 erhielten
Placebo. Bei den Patienten, die
Adalimumab erhielten, gab es eine statistisch signifikante Verbesserung der
Symptome. Es gab keine signifikanten
Nebenwirkungen. Allerdings war die Wirkung im Vergleich zum Placebo nicht hoch
genug.
Veröffentlicht
in J Urol. 2014 Jan;
191(1):77-82.
doi: 10.1016/j.juro.2013.06.038. Epub 2013 Jun 20
Abstrakt
nachzulesen bei ncbi:
A
randomized, double-blind, placebo controlled trial of adalimumab for
interstitial cystitis/bladder pain syndrome.
In dieser Studie zeigte sich zum
wiederholten Maße, dass die Placebo-Wirkung oft zu unerwarteten Resultaten führt.
Inwieweit die Probanden vorher nach Phänotypen der IC getrennt wurden, geht aus
dem Abstrakt nicht hervor. Es ist bekannt, dass ein Teil der IC-Patienten
besonders stark auf psychische Belastungen reagiert. Man ordnet diesen
Patienten den Phänotyp „psycho-sozial“ zu. Im Rahmen einer Studie kann
allein die verstärkte ärztliche Betreuung zusammen mit einer postiven
Erwartungshaltung der Probanden Placebo-Wirkungen verstärken.
Ein neues Medikament AQX-1125 (getestet in einer
Phase-II-Studie) verspricht Verbesserung bei mäßiger bis schwerer
IC
Nickel JC,
Egerdie B, Davis E, Evans R, Mackenzie L, Shrewsbury SB
AQX-1125
ist ein SHIP1-Aktivator und hat seine breite antientzündliche Wirkung bereits
in früheren Versuchen nachgewiesen. Es wird außer dem Einsatz bei IC auch eine
Anwendung bei entzündlichen Atemwegs- und Darmerkrankungen untersucht.
Das
Protein SHIP sorgt für ein „korrektes“ Verhalten von Mastzellen.
Fehlt
SHIP im Zellinneren, dann werden die Zellen überempfindlich. Nach Reizung (z.B.
durch im Urin enthaltene Stoffe) schütten sie zu viele Botenstoffe aus, welche
für Entzündungen verantwortlich sind. Das neue Medikament soll nun das Protein
SHIP aktivieren, dass bei IC-Patienten nicht genügend vorhanden ist.
37 Frauen mit
mittelschwerer bis schwerer IC / BPS wurden im Rahmen einer multizentrischen,
randomisierten, placebo-kontrollierten und doppelblind durchgeführten
Studie für 6 Wochen mit einem oralen
SHIP1-Aktivator (AQX-1125) behandelt. 32 Probanden erhielten ein Placebo.
Ergebnis der Studie:
Die Frauen mit dem
Medikament berichteten, dass Blasenschmerzen
und Harndrang signifikant reduziert wurden . AQX-1125 wurde gut vertragen. Die
Nebenwirkungen entsprachen denen des Placebos. Schwerwiegende Nebenwirkungen
traten nicht auf.
Damit könne AQX-1125
für die Behandlung IC / BPS infrage kommen und
rechtfertigt weitere Untersuchungen für eine zukünftig neue Behandlungsmöglichkeit..
2017 soll eine
multizentrische, randomisierte, placebo-kontrollierte und doppelblind
durchgeführte
Studie mit 300 Patienten in klinischen Forschungszentren in Kanada, den
Vereinigten Staaten und Europa durchgeführt werden.
Veröffentlicht in J
Urol. 2016 Mar 8.
pii: S0022-5347(16)03368-1. doi: 10.1016/j.juro.2016.03.003
Abstrakt nachzulesen
bei ncbi:
Eine
prospektive randomisierte kontrollierte multizentrische Studie zum Vergleich von
intravesikalen DMSO**
und Chondroitinsulfat 2% zur Behandlung des painful
bladder syndrome / interstitielle Zystitis
Tutolo
M, Ammirati E, Castagna G, Klockaerts K, Plancke H, Ost D, Van der Aa F, De
Ridder D
In einer
randomisierten Studie wurden 36 IC-Patienten entweder mit Chondroitinsulfat (2%)
oder DMSO (50%) behandelt. Beide Behandlungen wurden wöchentlich intravesikal
(Blasenspülungen) für eine Dauer von sechs Wochen durchgeführt.
Von den 14 Patienten,
die eine Behandlung mit DMSO begonnen hatten, führten nur sechs Personen die
Behandlung bis zum Ende durch. Gründe für den Abbruch waren erhöhte Schmerzen
während oder nach der Behandlung, ein Mangel an Wirksamkeit und/oder der
knoblauchartige Geruch des DMSO wurde nicht toleriert. Die hohe
Abbruchrate in der DMSO-Gruppe veranlasste die Forscher zu der Empfehlung,
DMSO mit Vorsicht und nur mit einer aktiven Überwachung der Patienten
hinsichtlich der Nebenwirkungen anzuwenden.
Im Gegensatz dazu
beschrieben die 22 Patienten, welche mit Chondroitinsulfat behandelt wurden,
sehr viel häufiger eine moderate oder sogar deutliche Besserung der IC-Symptome
(74% Chondroitinsulfat gegenüber 14% DMSO). Die mit Chondroitinsulfat
behandelten Personen zeigten häufiger eine Schmerzreduktion, eine Verringerung
des nächtlichen Wasserlassens und anderer Symptome. Die Studie wurde
wegen der hohen Abbruchraten der DMSO-Gruppe gestoppt. Diese Studie liefert
zumindest zusätzliche Hinweise darauf, dass eine Behandlung mit
Chondroitinsulfat im Vergleich zu DMSO eine bessere Wahl für eine intravesikale
Behandlung darstellt. Siehe auch Studie von Cervigni et.al.
**
DMSO (Dimethylsulfoxid
in einer Konzentration von 50%) wird vor allem in den USA für Instillationen
(intravesikale Behandlung) verwendet.
veröffentlicht in Int
Braz J Urol. 2017 Jan-Feb;43(1):134-141
Abstract nachzulesen
bei ncbi
A
prospective randomized controlled multicentre trial comparing intravesical DMSO
and chondroïtin sulphate 2% for painful bladder syndrome/interstitial cystitis
Instillationen*
mit einer Mischung aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat wirksamer als
Instillationen mit DMSO**
Cervigni
M, Sommariva M, Tenaglia R, Porru D, Ostardo E, Giammo A, Trevisan S,
Frangione V, Ciani O, Tarricone R, Pappagallo GL
In einer
randomisierten open-label multizentrischen Studie*** mit 110 Frauen
mit BPS / IC wurde die Wirkung von Instillationen mit einer Mischung aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat mit der Wirkung von DMSO** verglichen.
Zwei Drittel der Frauen erhielten das Gemisch aus Hyaluronsäure und
Chondroitinsulfat, ein Drittel erhielt DMSO. Alle erhielten 13 Wochen lang wöchentliche
Instillationen. Die Wirkung wurde nach 3 und 6 Monaten
bewertet. Der primäre Endpunkt war die Reduktion der Schmerzintensität
nach 6 Monaten. Sekundäre Bewertungen waren Lebensqualität und
Wirtschaftlichkeit der Therapie.
In beiden
Behandlungsgruppen wurde nach 6 Monaten im Vergleich zum Ausgangspunkt eine
deutliche Reduktion der Schmerzintensität erreicht, wobei die
Behandlung mit dem Gemisch aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat zu einer größeren
Reduktion der Schmerzintensität im Vergleich zu DMSO führte.**
Es gab keine bedeutenden Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen in
Hinsicht der Lebensqualität und Wirtschaftlichkeit der Therapie.
In der Gruppe, die mit dem Gemisch aus Hyaluronsäure und
Chondroitinsulfat behandelt wurde, traten jedoch deutlich weniger Nebenwirkungen
als in der DMSO-Gruppe auf.
*
Unter
Instillationen versteht man das Einbringen von flüssigen Medikamenten in die
Harnblase.
**
DMSO (Dimethylsulfoxid
in einer Konzentration von 50%) wird vor allem in den USA für Instillationen
verwendet.
***
Eine Open-Label-Studie bedeutet, dass sowohl die Studienpatienten
als auch die behandelnden Ärzte wissen, welche Behandlung ein Patient erhält.
Eine (doppel)verblindete Studie, in der Patienten und Ärzte dies nicht wissen,
kann man mit DMSO nicht durchführen, da DMSO zu einem knoblauchartigem Geruch
beim Patienten führt. Arzt und Patient würden wissen, ob sie DMSO erhalten
oder nicht.
Die Aufteilung der
Studienpatienten in die Probandengruppen erfolgt nach einem
Zufallsverfahren, in der Fachsprache sagt man randomisiert.
Wenn mehrere
Kliniken (Studienzentren) sich an der Durchführung derselben Studie beteiligen,
bezeichnet man diese Studie als multizentrisch.
veröffentlicht
in Neurourol Urodyn. 2016 September 21.
doi:
10.1002 / nau.23091
Abstrakt nachzulesen
bei ncbi
A
randomized, open-label, multicenter study of the efficacy and safety of
intravesical hyaluronic acid a
nd chondroitin sulfate versus dimethyl sulfoxide in women with bladder pain
syndrome/interstitial cystitis.
Eine systematische Überprüfung
und Meta-Analyse über die Wirksamkeit der intravesikalen* Therapie
für
Blasenschmerzsyndrom / interstitielle Zystitis.
Barua
JM, Arance I, Angulo JC, Riedl CR.
Die Pubmed- und Medline-Datenbank wurde nach Artikeln über die intravesikale Therapie für die
Behandlung der / des IC / BPS
durchsucht.
Das
Ziel war die klinische Wirksamkeit der derzeit verfügbaren Produkte für die
intravesikale Therapie (Instillationen) der / des IC / BPS zu vergleichen und ihre
Wirtschaftlichkeit zu beurteilen.. Insgesamt 345 Publikationen wurden
gefunden, von denen 326 ausgeschlossen wurden.
Letztendlich flossen 19 Veröffentlichungen
zur intravesicalen IC/BPS-Therapie inklusive 5 prospektiven kontrollierten
Studien (CTs) in die Untersuchung ein.
Die
Gesamtzahl der eingeschlossenen Patienten betrug 801. Die
Ergebnisse von 228 Patienten flossen in die
kontrollierten Studien ein. Hyaluronsäure
war nach diesen Studien in
Wirtschaftlichkeit und Kostenwirksamkeit allen anderen Instills (Instills
sind flüssige Medikamente, die in die Blase eingebracht werden) deutlich überlegen.
Es wurde aber darauf hingewiesen, dass es bisher keinen direkten Vergleich
zwischen den verschiedenen auf dem Markt befindlichen Instillationsprodukten
hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit gibt.
* intravesikal
: innerhalb der Harnblase
Veröffentlicht
in Int Urogynecol J. 2016 Aug;
27(8):1137-47. doi: 10.1007/s00192-015-2890-7.
Abstrakt
nachzulesen bei ncbi:
A
systematic review and meta-analysis on the efficacy of intravesical therapy for
bladder pain syndrome/interstitial cystitis.
Die Behandlung von
chronischen Blasenerkrankungen mit exogenen Glykosaminoglykanen:
ein Update auf
den Wirksamkeitsnachweis
Lazzeri
M, Hurle R, Casale P, Buffi N, Lughezzani G, Fiorini G, Peschechera R, Pasini L,
Zandegiacomo S, Benetti A, Taverna G, Guazzo
ni G, Barbagli G
Obwohl die Pathophysiologie* der akuten chronischen Blasenentzündung
und anderen "sensorischen" Störungen wie dem
Blasenschmerzsyndrom (BPS) oder der interstitielle Zystitis (IC)
multifaktoriell ist, gibt es einen breiten Konsens , dass man dabei von
einem primären defekten des Urothels
oder einer beschädigten Glykosaminoglykanschicht (GAG-Schicht) ausgehen kann.
Es beginnt mit einer GAG-Schicht-Verletzung, die zur chronischen
Blasenepithelschädigung und einer nicht ausheilenden neurogenen Entzündung führt.
Die Wiederherstellung der
GAG-Schicht wird das Hauptziel der neuen Therapien für die Behandlung von
chronischer Blasenentzündung und IC / BPS werden. Über vorläufige Erfahrungen
mit der GAG- Substitution für verschiedene pathologische Zustände des unteren
Harntraktes ist berichtet worden. Es gibt eine Reihe von handelsüblichen
intravesikalen Substanzen von Komponenten allein oder in Kombination. Veröffentlichungen
zeigen, dass die exogene intravesicale Hyaluronsäure das Wiederauftreten (Rezidive)
von
Harnwegsinfektionen (HWI) deutlich reduziert. Patienten mit
GAG-Substitution haben weniger Rezidive von Harnwegsinfektionen sowie längere
beschwerdefreie Intervalle und eine Verbesserung der Lebensqualität.
GAG-Substitution wurde für die Behandlung der IC/BPS verwendet. Trotz der
Einschränkungen der Ergebnisse der meisten der Studien wird die Rolle der
Kombinationstherapie mit Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat als sichere und
wirksame Möglichkeit zur Behandlung der IC / BPS bestätigt. Das
Sicherheitsprofil von GAG-Schicht substituierenden Substanzen ist günstig und ohne
bedeutsame Nebenwirkungen.
*Die Pathophysiologie
ist die Lehre von den krankhaft veränderten Körperfunktionen und deren
Entstehung und Entwicklung.
Veröffentlicht
in Ther Adv Urol. 2016 Apr;
8(2):91-9. doi: 10.1177/1756287215621234.
Abstrakt
nachzulesen bei ncbi:
IC-Patienten sind in Deutschland
unterdiagnostiziert und unterversorgt
D. Jocham G.
Froehlich F. Sandig
A. Ziegler
Mittels eines umfangreichen
Fragebogens wurde die Versorgungssituation von 270 an interstitieller Zystitis
(IC, „bladder pain syndrome“) erkrankten Patienten in Deutschland erfasst.
Dabei wurden große Defizite in der Diagnostik und Behandlung der IC
festgestellt. Die durchschnittliche Diagnosedauer betrug 9 Jahre. Knapp
47 % der Patienten suchten mehr als 20-mal einen Arzt auf, bevor die
Diagnose gestellt wurde. Über die Hälfte der Patienten müssen pro Tag mehr
als 14-mal Wasser lassen. Weitere Beschwerden sind nächtlich wiederholter
Harndrang und Schmerzen, die teilweise sehr stark wirkende Schmerzmittel erfordern.
Pentosanpolysulfat, Schmerzmittel, Antidepressiva und Antiepileptika sind die am
meisten genommenen oralen Medikamente. Zur Instillation in die Harnblase werden
hauptsächlich Medikamente, die die GAG-Schicht der Blase wiederherstellen,
angewendet. Das sind Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat, die Kombination
von beiden und Pentosanpolysulfat.
Das EMDA-Verfahren ("electromotive drug administration") wurde
ebenfalls angegeben.
Nach Selbsteinschätzung der Patienten hilft ihnen die
Instillation von Medikamenten in die Harnblase am besten. Die Kosten von
Instillationsprodukten sowie vom oralen Pentosanpolysulfat werden
allerdings von den Kostenträgern seit 2008 nicht mehr erstattet, so dass über
40 % der Behandelten die Behandlung abbrechen mussten.
Veröffentlicht
in Der Urologe, May 2013,
Volume
52, Issue 5, pp 691–702
Die
Versorgungssituation von Patienten mit Interstitieller Cystitis in Deutschland
siehe
auch
Initiative
Versorgungsforschung Interstitielle Zystitis
AF-219
ein neuer P2X3-Antagonist zeigt Verbesserungen in Schmerz und Harndrang
der Interstitiellen
Zystitis / Blasenschmerzsyndrom (IC / BPS)
AF-219
- ein neuartiger P2X3-Antagonist - zeigt Wirksamkeit bei Frauen mit Symptomen der
interstitiellenZystitis / Blasenschmerzsyndrom (IC / BPS).
Eine
Studie wurde im Oktober 2015 auf der Jahrestagung der Internationalen
Kontinenz-Gesellschaft (ICS) vorgestellt.
AF-219
ist ein selektiver, oraler P2X3-Antagonist, der auf Mechanismen zielt, durch die
bestimmte Nervenfasern übersensibilisiert werden.
Robert
Moldwin ( MD des Smith-Instituts für Urologie New York) sagte:
"Die
Behandlung mit AF-219 war mit einer signifikanten Reduktion der Harndrang und
mit einer Verringerung der Schmerzen, die nach der numerischen
Schmerzbewertungsskala bewertet wurde, verbunden."
Es
gab keine Berichte über schwerwiegende Nebenwirkungen. Die häufigste Nebenwirkung war eine Geschmacksstörung.
Quelle:
Abstracts Annual Meeting of the International Continence Society (ICS)
Novel
P2X3 Antagonist Shown Effective for Interstitial Cytitis/Bladder Pain Syndrome:
Presented at ICS
Die Expression von Entzündungsmediatoren
im Blasenschmerzsyndrom**
Offiah I, Didangelos A,
Dawes J,
Cartwright R,
Khullar V,
Bradbury EJ,
O'Sullivan S,
Williams D,
Chessell IP,
Pallas K,
Graham G,
O'Reilly BA,
McMahon SB.
Gibt es genetische Merkmale?
Die
englischen und irischen Forscher** untersuchten
die Hypothese, dass viele Patienten eine periphere entzündliche Erkrankung
haben und dass die Entwicklung von entzündungsfördernden Stoffen
(Entzündungsmediatoren) in der Blasenwand aktiviert und die Blase durch
sensorische Nervenfasern übersensibilisiert wird.
Bei
15 Frauen mit BPS und 15 Frauen mit Belastungsinkontinenz ohne Blasenschmerzen
wurden im Cork University Maternity Hospital im Zeitraum von Oktober 2011 bis Oktober 2012
während der Zystoskopie 5-mm-Blasen- Biopsien für die
Genexpressionsanalyse* entnommen und
verarbeitet. Die Wirkung der identifizierten Gene wurde an Versuchstieren
getestet.
Da
es noch keine krankheitsmodifizierende Behandlungen für IC/BPS sind, stellten
die Forscher die These auf, dass die Identifizierung von neuartigen mit der Krankheit
zusammenhängenden Entzündungsmediatoren helfen könnte, diese zu manipulieren
und so den Kranheitsverlauf zu ändern.
Sie
untersuchten deshalb die Expression von 96 als entzündungsbedingt bekannten Genen in
kranken und gesunden Blasen. FGF7 und CCL21 passten zu den klinischen
Ergebnissen der IC-Patienten. Sie verglichen
die Genexpression in Blasen-Biopsien von Patienten mit Blasenschmerzsyndrom
(BPS) und Gesunden ohne Schmerz und identifizierten zwei Gene - CCL21 und FGF7 -
die in BPS-Patienten erhöht waren und mit den Symptomen in Zusammenhang
standen.. Sie
testeten die Wirkung dieser Gene an Labortieren und bestätigten ihre Rolle beim
Blasenschmerzsyndrom. Füllte man CCL21 in Blasen von
Mäusen, verursachte das
eine erhöhte Erregbarkeit der Blase und eine erhöhte c-fos-Aktivität
in Rückenmarksneuronen. Mäuse mit veränderten CCL21 zeigten deutliche
Symptome. CCL21 erhöhte die Blasenkontraktionen und das schmerzbezogene
Verhalten der Tiere. Im Ergebnis der
Studie meinen die Forscher, dass die Beeinflussung dieser Gene bei BPS-Patienten
eine potentielle Behandlungsstrategie sei.
Veröffentlicht
in Eur Urol. 2016 Aug;70(2):283-90.
doi:
10.1016/j.eururo.2016.02.058. Epub 2016 Mar 7.
Abstrakt
nachzulesen bei ncbi:
The
Expression of Inflammatory Mediators in B
ladder Pain Syndrome
Anmerkungen:
*
Unter
Genexpression versteht man die Umsetzung der Information eines Gens in
das jeweilige Produkt, zum Beispiel eines Eiweißes, das die Immunantwort
steuert. Diese Information
entscheidet, wie sich zum Beispiel eine Eiweiß im menschlichen Körper verhält.
Kommt es in diesem Prozess zu Fehlern, kann das u.a. eine krankhafte Antwort des
Körpers auf ganz normale Reize von außen bewirken. Ein Beispiel ist der
Heuschnupfen. Bei Gesunden verursachen Gräserpollen
nichts, sind bestimmte Genexpressionen gestört, kommt es zu Niesanfällen
und zur Entzündung der oberen Luftwege.
Unter der Genexpressionsanalyse
versteht man ein molekularbiologisches bzw. biotechnologisches Verfahren zur
Untersuchung der Umsetzung von genetischen Informationen. Sie erlaubt eine
quantitative Analyse der Aktivität und damit der Wichtigkeit einzelner Gene
oder Genabschnitte in Bezug auf deren Umsetzung in Aminosäuresequenzen.
**
Bitte beachten, dass man in Europa den Begriff IC häufig
nicht mehr verwendet, sondern entsprechend den europäischen Leitlinien den
Begriff Blasenschmerzsyndrom (Bladder pain syndrome - BPS).
Leider trägt dies zu einer schwierigen Situation beim Vergleich von
internationalen Forschungsergebnissen bei.
Antiproliferativer
Faktor (APF) spielt bei der IC vermutlich eine Rolle
Keay SK, Zhang CO
Gewebsproben von IC-Patienten wurden auf
bestimmte Proteine untersucht, die auch die Bildung der schützenden GAG-Schicht
in der Blase regeln. Eines der Proteine ist der antiproliferative Faktor (APF).
In allen Proben wurden Abweichungen zu den Vergleichsproben gesunder Personen
gefunden. Man wertet die Ergebnisse
als erneuten Beweis der These, dass der antiproliferative Faktor eine bedeutende
Rolle in der Entstehung und dem Verlauf der IC
spielt.
Veröffentlicht
in BJU International. 2016 Jul;
118(1):161-72. doi: 10.1111/bju.13457
Abstrakt
nachzulesen bei ncbi:
Abnormal
Akt signalling in bladder epithelial cell explants from patients with
interstitial cystitis/bladder pain syndrome can be induced by antiproliferative
factor treatment of normal bladder cells.
Die
Wirksamkeit und Sicherheit von Botulinum-Toxin-Injektionen
für die interstitielle Zystitis / Blasenschmerzsyndrom:
eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse.
Shim
SR, Cho YJ, Shin IS, Kim JH.
Untersucht
wurde die Therapie der IC mit Botulinumtoxin-Injektionen
Typ A (BoNT) bezüglich ihrer Wirksamkeit und Sicherheit im Vergleich zu einem
Placebo
Dazu
wurde eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse der veröffentlichten
Literatur in den Datenbanken PubMed, Cochrane Library und EMBASE durchgeführt.
Insgesamt fünf Studien mit einer Gesamtstichprobengröße von 252 Probanden
(133 Probanden in der Versuchsgruppe und 119 Patienten in der Kontrollgruppe)
wurden einbezogen. Die Beobachtungsdauer lag im Bereich von 8 bis 12 Wochen. Die
Dosis betrug 50 bis 200 Einheiten.
Obwohl Botulinumtoxin-Injektionen bisher keine reguläre Indikation zur
Behandlung der IC ist, zeigt diese
erste auf Nachweisen basierende systematische Überprüfung und Meta-Analyse
bedeutende Unterschiede in der Wirksamkeit der Behandlung im Vergleich zu Placebo, vor
allem bezüglich der Häufigkeit der Miktion (Entleerung der Harnblase).
Veröffentlicht
in Int Urol Nephrol. 2016 Aug;
48(8):1215-27. doi:
10.1007/s11255-016-1295-y.
Abstrakt
nachzulesen bei ncbi:
Efficacy
and safety of botulinum toxin injection for interstitial cystitis/bladder pain
syndrome: a systematic review and meta-analysis
Wichtige Rolle der Ärzte bei der Bewältigung
psychologischer Auswirkungen der /des interstitiellen Zystitis / Blasenschmerzsyndrom (IC / BPS):
eine qualitative Analyse
Kanter G, Volpe KA, Dunivan GC, Cichowski
SB, Jeppson PC, Rogers RG, Komesu YM
Fünfzehn
Frauen mit IC / BPS nahmen an insgesamt vier Schwerpunkttgruppensitzungen zu den sie
bewegenden Problemen im Umgang mit der / dem IC / BPS teil. Die Gruppensitzungen
wurden protokolliert, ausgewertet und bezüglich der Teilnehmerinnen
anonymisiert. Die Protokolle ermittelten
wichtige Themen und Konzepte nach der Grounded-Theory-Methodologie.
Das
Teilnehmerdurchschnittsalter betrug 52,6 Jahre mit einer durchschnittlichen IC
/ BPS-Krankheitsdauer von 6,3 Jahren.
Es
ergaben sich drei thematische
Schwerpunkte in den Erfahrungen der Patienten:
-
Die IC
/ BPS ist stark belastend, der Krankheitsverlauf unberechenbar und unerbittlich
und die Patienten erlitten eine
schwere Vereinsamung.
-
Bedeutsam ist, dass in jeder Gruppe Suizidgedanken
ausgedrückt wurden.
-
Die Patienten
bevorzugten Ärzte,
die ihr Wissen bezüglich der Erkrankung zur
Verfügung stellen, eine weites Feld von Behandlungsmöglichkeiten und
strukturierte Behandlungspläne anbieten und Optimismus und Hoffnung in Bezug
auf die Behandlungsergebnisse vermitteln.
Fazit:
Die
Studie präsentiert neue Erkenntnisse über die Bedeutung der
Arzt-Patient-Interaktion bezüglich der IC / BPS und zeigt eindringlich die
enorme Behinderung und Belastung der betroffenene Patienten, die sich häufig in
Suizidgedanken äußern. Die Patienten bevorzugen Behandlungspläne mit
individuellen und verschiedenen Therapieangeboten und Ärzte, die
Hoffnung im Umgang mit ihrer Krankheit vermitteln
veröffentlicht
in Int Urogynecol J. 2016 Aug 31
DOI:
10.1007 / s00192-016-3109-2
Abstrakt
nachzulesen bei ncbi:
Important
role of physicians in addressing psychological aspects of interstitial
cystitis/bladder pain syndrome (IC/BPS): a qualitative analysis.
Erläuterungen:
Was
sind Studien und welche Studientypen gibt es?
Für
Therapie und Diagnostik von Erkrankungen ist aufgrund der immer größer
werdenden Menge an medizinischem Wissen ein wissenschaftlicher
Wirksamkeitsnachweis gefordert. Man spricht dabei von evidenzbasierter
Medizin. Evidenzbasierter Medizin bedeutet, dass die
Behandlungsentscheidungen des medizinischen Personals auf in qualitätsgesicherten
Studien erhobenen Daten und nicht nur auf individuell gewonnenen Erfahrungen und
Einstellungen basieren sollen. Ärztliche Leitlinien werden nach dem
Evidenzprinzip verfasst und beinhalten die Angabe von Evidenzgraden. Die höchsten
Evidenzgrade erreichen dabei die Metaanalysen veröffentlichter Daten aus
kontrollierten klinischen Studien, gefolgt von den veröffentlichten Ergebnissen
einzelner randomisierter, kontrollierter, multizentrischer Studien.
Eine
Metaanalyse ist ein
statistisches Verfahren, mit dessen Hilfe die Ergebnisse verschiedener Studien,
welche dieselbe Fragestellung in einem wissenschaftlichen Forschungsgebiet
verfolgen, quantitativ zusammenzufasst und bewertet werden kann.
Bei
Studientypen können grundsätzlich die drei Hauptbereiche medizinische
Grundlagenforschung (auch als experimentelle Forschung bezeichnet), klinische und
epidemiologische Forschung unterschieden werden. Eine weitere Unterteilung von
Studientypen in der klinischen und epidemiologischen Forschung ist die
Einordnung in interventionelle und nicht interventionelle Studientypen.
Prinzipiell
unterscheidet man in der medizinischen Forschung Primär- und
Sekundärforschung.
In der Sekundärforschung werden
schon vorhandene Studienergebnisse in Form von Reviews und Metaanalysen
zusammengefasst.
In
der Primärforschung werden die eigentlichen Studien durchgeführt:
- Medizinische
Grundlagenforschung beinhaltet Tierversuche, Zellversuche, biochemische,
genetische und physiologische Untersuchungen sowie Studien zu Arzneimittel-
und Materialeigenschaften
- Klinische
Forschung unterteilt man in
interventionelle (experimentelle) und nicht interventionelle (beobachtende)
Forschung
- Epidemiologische
Studien untersuchen die die
Verteilung und zeitliche Veränderung der Häufigkeiten von Krankheiten
sowie deren Ursachen. Analog zu klinischen Studien werden in der
Epidemiologie ebenfalls experimentelle und beobachtende Studien
unterschieden.
Ziel
einer interventionellen klinischen Studie ist der Vergleich von
Behandlungsverfahren in einer bestimmten Anzahl von Patienten, die sich
abgesehen von der Behandlung möglichst wenig voneinander unterscheiden. Das
soll durch geeignete Maßnahmen,
insbesondere durch randomisierte (auf einem Zufallsprinzip basierend) Zuteilung
der Patienten auf die Gruppen erreicht
und dadurch Verzerrungen des
Ergebnisses vermieden werden. Die Therapie kann dabei ein Medikament, ein
Operationsverfahren oder der therapeutische Einsatz eines Medizinprodukts, eine
Physiotherapie, Akupunktur, psychosoziale Behandlungsmaßnahme,
Rehabilitationsmaßnahme, Schulung oder Diät sein. Auch Impfstudien gehören in
Deutschland zu den interventionellen klinischen Studien und werden als klinische
Prüfung nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) durchgeführt.
Interventionelle
klinische Prüfungen unterliegen vielfältigen gesetzlichen und ethischen
Anforderungen (zum Beispiel dem Arzneimittelgesetz oder dem
Medizinproduktegesetz). Sie müssen im Fall von Medizinprodukten der zuständigen
Behörde angezeigt und bei der Prüfung von Arzneimitteln auch von dieser
genehmigt werden. Die zustimmende Stellungnahme der zuständigen Ethikkommission
ist ebenfalls erforderlich.
In
den meisten klinischen Prüfungen wird eine Kontrollgruppe mitgeführt. Diese
erhält entweder eine andere Behandlung oder/und ein Placebo (Therapie ohne
krankheitsbeeinflussende Wirkung). Die Wahl der Kontrollgruppe sollte
entsprechend der bedeutsamsten
Fragestellungen der Studie erfolgen, muss aber auch ethisch vertretbar sein
(Beispiel: Die Teilnehmer einer Studie zum Einsatz eines Medikaments bei Kindern
müssen Kinder einer bestimmten
Altersgruppe sein; bei einer schweren
Erkrankung dürfen aber aus ethischen Gründen andere wichtige Behandlungen
nicht unterlassen werden.)
Im
Idealfall erfolgt in klinischen Prüfungen eine Randomisierung. Die
Patienten werden hierbei rein zufällig den zu vergleichenden Probandengruppen
zugeteilt. Durch Randomisierung lässt sich eine gleichmäßige Verteilung der
Patienten in den Studiengruppen realisieren und der Einfluss möglicher
Einflussgrößen, wie zum Beispiel Risikofaktoren, Komorbiditäten (zusätzliche
Erkrankungen) und genetische Unterschiede zufällig auf die Gruppen verteilen.
Die Randomisierung soll möglichst eine große Gleichförmigkeit zwischen den Gruppen
sichern und verhindern, dass z.B. Patienten
mit einer besonders günstigen Prognose (Beispiel: Patienten ohne weitere
Erkrankungen oder besonders kräftige Patienten ) eine bestimmte Therapie
bevorzugt erhalten.
Eine
weitere geeignete Technik zur Vermeidung von Verzerrungen ist die Verblindung.
Man unterscheidet zwischen einfacher und doppelter Verblindung. Bei einfacher
Verblindung weiß der Patient nicht, welche Therapie er erhält, bei doppelter
Verblindung wissen weder Patient noch der untersuchende Arzt, welche Behandlung
vorgesehen ist. Die Verblindung von Patient und Arzt schließt eine subjektive
Beeinflussung der Beurteilung einer bestimmten Therapie aus. Somit stellt die
doppelte Verblindung Behandlungs- und Beobachtungsgleichheit der Patienten
beziehungsweise Therapiegruppen sicher. Die Studie begleitende
Studienstatistiker arbeiten in der Regel ebenfalls verblindet.
Um
die Wirksamkeit und Sicherheit einer (neuen) Therapie zu untersuchen, sind randomisierte
und kontrollierte klinische Studien (engl. „randomised controlled trials“
=RTC) der sogenannte Goldstandard. Als Goldstandard
bezeichnet man in der Medizin ein diagnostisches, therapeutisches oder allgemein
wissenschaftliches Verfahren, das für eine Behandlung die (bisher) bewährteste und beste Lösung darstellt. Neue Verfahren
werden an diesem Goldstandard gemessen. Die Überlegenheit einer neuen Therapie
im Vergleich zu einer Standardtherapie oder einer Scheintherapie (Placebo) kann
in einer RCT nachgewiesen werden. In der klinischen Forschung dienen RCTs der
Untersuchung von patientenbezogenen Fragestellungen
und Thesen. In der Entwicklung von Arzneimitteln, medizinischen Hilfsmitteln und
Therapien sind sie Grundlage für die Zulassungsentscheidungen der Behörden.
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